Schluss mit dem Glauben an die saubere Atomenergie

Die Pannenserie an der japanischen Atomruine Fukushima hält an: An dem havarierten Kraftwerk ist ein weiterer Tank mit radioaktivem Wasser übergelaufen. Verseuchtes Wasser sei in den Pazifik gelangt, teilte die Betreiberfirma Tepco mit. Unglaublich:  Ein Arbeiter der Atomanlage soll das Fassungsvermögen des Tanks falsch eingeschätzt haben. Über einen Zeitraum von etwa zwölf Stunden traten demnach mindestens 430 Liter Wasser aus. Der Behälter verfügte über keine Anzeige, die vor einem Überlaufen hätte warnen können.

Laut Tepco soll das Wasser über eine Betonsperre gelaufen und durch einen Graben ins Meer geflossen sein. Der Tank ist einer von etwa tausend, die auf dem Gelände aufgestellt wurden. Laut einem Tepco-Sprecher stand er auf abschüssigem Untergrund und war in Richtung Meer geneigt. Ein Regierungssprecher sagte, der erneute Zwischenfall zeige, dass Tepcos Bemühungen zur Bewältigung der Krise unzureichend seien. Es ist bereits das zweite Mal binnen weniger als zwei Monaten, dass kontaminiertes Wasser aus den Reaktoren ins Meer floss.

Tepco steht wegen seines Krisenmanagements heftig in der Kritik. Der Firma wird vorgeworfen, das Ausmaß der Katastrophe zu vertuschen und die Öffentlichkeit nur häppchenweise zu informieren. So wurde bekannt, dass Verbindungsschläuche zwischen den Tanks direkt auf dem Rasen der Anlage ausgelegt worden waren; zudem war bis vor kurzen ein Arbeiter für die Überwachung von 500 Tanks zuständig.

Es ist nötig, dass weitestgehend saubere, konventionelle Kraftwerke für eine solide Grundlastabdeckung sorgen und insbesondere in den ausser-städtischen Regionen dezentrale Versorgungslösungen angeboten werden – gerne auch auf genossenschaftlicher Basis der Bürger. Solche genossenschaftlichen Lösungen zum Beispiel im Rahmen von Nahwärmenetzen kranken nicht am Interesse der Bürger, sondern an den vielfältigen behördlichen Auflagen und Vorschriften, die auch interessierte Investoren abschrecken. Hier ist die Politik gefragt, etwas zu unternehmen. Denn dezentrale Versorgung in ausser-städtischen Gebieten senkt den Einfluss der Stromkonzerne, macht die Bürger vom Stromzahler zum Eigentümer und stärkt die regionale Wirtschaft sowie die regionale Zusammengehörigkeit der Bürger.